Objektiv?! Nee, bist Du definitiv nicht.

Die Wahrheit über unsere Wahrnehmung

Ach, wir geben ja so gern vor, von Fakten getrieben zu sein. Insbesondere im Beruflichen. Und selbst, wenn wir uns der Illusion, dass Emotionen keine Rolle bei der Bewertung von Fakten spielen, müssen wir uns eingestehen, dass unsere Wahrnehmung verzerrt ist. Objektivität? Leider Fehlanzeige!

Und weißt Du was?! Wenn wir das endlich einfach eingestehen würden, dann wäre vieles so viel einfacher. Dann könnten wir gemeinsam darüber lachen, wie ich die Welt sehe oder Du. Wir müssten nicht verbissen an Meinungen festhalten.

Die kognitive Psychologie erforscht schon lange Wahrnehmungsverzerrungen und eine ganze lange Liste ist solide bestätigt. Wir neigen zum Beispiel dazu, bestehende Annahmen zu bestätigen oder dazu, das, was andere tun als Teil ihrer Persönlichkeit zu sehen, während wir unser eigenes Handeln auf äußere Umstände zurückführen.

Ich hab einfach mal 13 zusammengetragen.

Was ich beim Schreiben spannend fand, war, mir zu überlegen, wie sie in meinem Leben auftauchen und welchen Einfluss sie haben. Vielleicht geht’s Dir ja auch so.

Die 13 bekanntesten Wahrnehmungsverzerrungen

1. Bestätigungsfehler (Confirmation Bias)

Wir neigen dazu, Informationen zu suchen und zu interpretieren, die ihre bestehenden Überzeugungen oder Hypothesen bestätigen, während widersprüchliche Informationen ignoriert oder abgewertet werden.

2. Verfügbarkeitsheuristik (Availability Heuristic)

Wir beurteilen die Wahrscheinlichkeit oder Häufigkeit eines Ereignisses basierend auf der Leichtigkeit, mit der Beispiele aus dem Gedächtnis abgerufen werden können. Dies kann dazu führen, dass kürzlich erlebte oder dramatische Ereignisse überbewertet werden.

3. Anker-Effekt (Anchoring Bias)

Wir lassen uns stark von der ersten Information (dem „Anker“) beeinflussen, die sie erhalten, und verwenden diese als Referenzpunkt, selbst wenn sie irrelevant oder zufällig ist.

4. Selbstwertdienliche Verzerrung (Self-serving Bias)

Wir neigen dazu, Erfolge auf ihre eigenen Fähigkeiten oder Anstrengungen zurückzuführen, während wir Misserfolge externen Faktoren oder Umständen zuschreiben.

5. Halo-Effekt

Ein positiver Gesamteindruck von einer Person oder Sache (z. B. Attraktivität) beeinflusst die Wahrnehmung anderer Eigenschaften (z. B. Intelligenz oder Kompetenz) positiv.

6. Falscher Konsens-Effekt (False Consensus Effect)

Wir neigen dazu anzunehmen, dass andere die Welt genauso sehen wie sie selbst und dass ihre eigenen Meinungen und Überzeugungen weit verbreitet sind.

7. Rückschaufehler (Hindsight Bias)

Wir tendieren dazu, vergangene Ereignisse als vorhersehbarer wahrzunehmen, nachdem sie eingetreten sind („Das war ja klar“), auch wenn es vorher keine eindeutigen Anzeichen gab.

8. Attributionsfehler (Fundamental Attribution Error)

Wir tendieren dazu, das Verhalten anderer auf deren Persönlichkeit oder innere Eigenschaften zurückzuführen, während sie ihre eigenen Handlungen stärker durch äußere Umstände erklären.

9. Optimismus-Bias

Wir überschätzen die Wahrscheinlichkeit, dass ihnen positive Dinge passieren, und unterschätzen das Risiko negativer Ereignisse.

10. Negativitäts-Bias (Negativity Bias)

Wir legen größeren Wert auf negative Erlebnisse und Informationen als auf positive, was zu einer Verzerrung in der Wahrnehmung und Entscheidungsfindung führen kann.

11. Status-Quo-Bias

Wir bevorzugen es, den aktuellen Zustand beizubehalten, auch wenn es bessere Alternativen gibt, weil Veränderungen als riskant oder unangenehm wahrgenommen werden.

12. Groupthink

In Gruppen kann es dazu kommen, dass Mitglieder ihre eigene Meinung zurückhalten oder verändern, um den Konsens der Gruppe nicht zu stören, selbst wenn dieser falsch oder suboptimal ist.

13. Framing-Effekt

Die Art und Weise, wie Informationen präsentiert werden (z. B. als Gewinn oder Verlust), beeinflusst die Entscheidungen, die Menschen treffen, auch wenn der Inhalt identisch ist.

Ja, und jetzt?

Na ja, eigentlich: “Nichts weiter.” Denn diese Verzerrungen treten oft unbewusst auf. Sie beeinflussen Urteilsfähigkeit und Entscheidungsfindung und ganz werden wir sie nicht los.

Allerdings hilft das Bewusstsein darüber, nicht an Einschätzungen festzuhalten. Da sind wir wieder bei den Geschichten, die wir uns über die Realität erzählen.

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Bis zum nächsten Mal!